Thread gegen die BILD

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Bailey
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Thread gegen die BILD

Beitrag von Bailey » So 11 Dez, 2005 5:31 pm

Hi,

Ich habe ja der Bild vor ein paar Tagen einen Leserbrief geschrieben. Ich weiß, bringt nichts, aber trotzdem. Denn als die deutsche Osthoff im Irak entführt wurde, stand auf der Bild Titelseite reißerisch und auflagengeil in riesigen Lettern: DEUTSCHE GEISEL: WIRD SIE HEUTE GEKÖPFT?" Dazu ein Photo. Ich hab geschrieben, dass die Bild es geschafft hat, sich selbst noch mal zu unterbieten, und was sie der Familie des Opfers antun, und dass die betroffenden Redakteure am besten Mal in den Irak geschickt werden sollten. Und hier habe ich einen längeren Artikel gefunden, der meine Gefühle bezüglich dieses Drecksblattes ganz gut ausdrückt:


"Von Tag zu Tag wird's schmutziger"
Pop? People-Journalismus? Barrikade der Straße? Ach was! Man muss es mal wieder
in aller Deutlichkeit sagen: Die "Bild"-Zeitung ist ein ehrloses Klatschblatt,
eine üble Sexualkloake. Bei Licht besehen ein Skandal, dass Politiker und andere
Spitzen der Gesellschaft mit diesem Blatt paktieren
VON GERHARD HENSCHEL
Stellen wir uns einmal ganz dumm. Rufen wir uns den ersten Artikel des
Grundgesetzes in Erinnerung: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu
achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." Das Nähere
wird von Bundesgesetzen geregelt, die es Kai Diekmann, dem Herausgeber und
Chefredakteur der Bild-Zeitung, erstaunlicherweise gestatten, auf der ersten
Seite der größten europäischen Tageszeitung die Aussage eines Zeugen in einem
Gerichtsverfahren, in dem geklärt werden sollte, ob eine Frau vergewaltigt
worden sei oder nicht, in 5,5 Zentimeter hohen Balkenbuchstaben als "Neue
SEX-Enthüllung" auszukrähen und eine Schreibkraft fortfahren zu lassen: "Hat
Katharina B., das angebliche Vergewaltigungsopfer von TV-Moderator Andreas
Türck, schon wenige Tage danach Sex mit einem flüchtigen Bekannten gehabt? Ein
neuer Zeuge sagte gestern gegen Katharina B. aus. Was eine Gutachterin über die
Psyche der jungen Frau verriet - Seite 4".

Garniert worden waren diese Worte in Bild am 26. August 2005 mit Porträtfotos
des angeblichen Vergewaltigers und seines angeblichen Opfers, das weiter nichts
verbrochen hatte, als nach eigener Aussage vergewaltigt worden zu sein, und
dessen Liebesleben, nach menschlichem Ermessen, weder den Herrn Diekmann noch
die Öffentlichkeit etwas angeht. Wie ist es nun aber möglich, dass Bild die
grundgesetzlich verbürgte Unantastbarkeit der Menschenwürde eines angeblichen
Vergewaltigungsopfers zerstampfen und in dessen Intimsphäre tollhäuslerisch
wüten darf, aus dem niederen Beweggrund, finanziell von einem Skandalprozess um
eine angebliche Vergewaltigung zu profitieren? Müsste da nicht der zur Achtung
und zum Schutz der Menschenwürde verpflichtete Staat einschreiten und dem Herrn
Diekmann einmal ganz deutlich zu verstehen geben, dass es so nicht geht?

Wer so dumm fragt, der kann nicht ahnen, dass die höchsten Staatsorgane, statt
das Äußerste zum Schutz ihrer heiligsten Güter zu unternehmen, mit Herrn
Diekmann und seinem Redaktionsstab fröhlich zu Tische sitzen. Kai Diekmann ist
ein Zögling des Altbundeskanzlers Dr. Helmut Kohl, und auch Gerhard Schröder hat
eingestanden, dass er zum Regieren im Grunde nur Bild und BamS und "Glotze"
brauche. Vor Bild kuscht der gesamte Bundestag, und kein konservativer
Landesvater schrickt davor zurück, in Bild das Wort zu ergreifen.

Bild, 12. September 2005, Seite 1: "Penis-Riß - Blutiges Drama um
Bundesliga-Star". Auf Seite 2 appelliert der niedersächsische Ministerpräsident
Wulff an die Bundesbürger, Angela Merkel zu wählen. Gegenüber, auf Seite 3, wird
unmittelbar neben einer Abbildung, die den Leichnam eines in Hamburg
verhungerten Kindes präsentiert, ein "Sex-Witz" zum Besten gegeben. Auf Seite 5
erfährt man Näheres über das "Überluder Katie Price", genannt "Busen-Katie". Auf
Seite 14 bieten "scharfe Teeny-Gören" ihre Dienste an ("Sofort Vollgas mit
Orgasmusgarantie"), und auf der letzten Seite plaudert ein Bonvivant aus dem
Nähkästchen seiner Lebensregeln: "Vergessen Sie das Gestern! Schmeißen Sie den
Rucksack des Bereuens in den Müll."

Ja, schämt er sich denn nicht, der Christian Wulff, der doch einer dem
Christentum buchstäblich und programmatisch verpflichteten Partei angehört, in
Europas größter und übelster Sexualklatschkloake das Wort zu ergreifen? Zwischen
der Sensationsnachricht von einem "Penis-Riß" und dem gierig ausgekosteten
Hungertod eines Mädchens? Graust es diesen sittlich sonst doch sicherlich
gefestigten Ministerpräsidenten nicht davor, das Wahlvolk aus einer Totengruft
anzusprechen, die vom Krakeelen über die Seitensprünge von Schlagersängern
widerhallt und im Kleinanzeigenteil "heißen Oma-Sex" per Telefongespräch mit
Greisinnen offeriert? "Gerda (83) ist immer noch triebig!", heißt es da, und das
sei ihr von Herzen gegönnt; aber was treibt einen hohen Repräsentanten der
Staatsgewalt in die Gesellschaft dieser immer noch triebigen Gerda (83) und
jener plaudersüchtigen Bettwanze, die den Unterleib des "Göttergatten" einer
"Busen-Katie" befallen hat und dort zu einem ordinären Sittenstrolch gediehen
ist, der Bild einen Exklusivbericht aus den Schamteilen eines Bräutigams
verscherbelt?

Der Naivling, dem solche Fragen einfielen, müsste darüber belehrt werden, dass
in Deutschland eben auch christdemokratische Ministerpräsidenten an der
ungeheuren Macht schmarotzen wollen, die Bild im geistigen Lumpenproletariat mit
Reportagen aus den Unterhosen prominenter Zeitgenossen erwirtschaftet hat. Und
dass es selbst Reaktionären wie dem - versteht sich - BamS-Kolumnisten Peter
Hahne, die unsere "Spaßgesellschaft" geistig und moralisch erneuern und
aufrüsten möchten, herzlich egal ist, wie pietätlos Bild mit dem Leichnam eines
verhungerten Kindes umspringt und mit welcher Gehässigkeit Bild das Ansehen
einer jungen Schauspielerin in der Stunde ihres ersten großen internationalen
Triumphs durch das Auspetzen ihrer Vergangenheit als Aktrice in einer Handvoll
pornografischer Filme zu zerstören versucht hat. Nachdem eine Jury die
Schauspielerin für ihre eindringliche Darstellungskunst gelobt hatte,
veröffentlichte Bild ein Foto, das die Schauspielerin beim Geschlechtsverkehr a
tergo zeigte, und versah es mit der höhnischen Unterzeile: "Eindringliche
Darstellung".

Das war der Herrenwitz, den Kai Diekmann auf Kosten einer Künstlerin riss, zum
Gaudium jener 3,76 Millionen Witzbolde, die werktäglich 50 Cent für die von Bild
gewährte gute Aussicht auf Rufschädigungen und entblößte Hinterteile bezahlen.
Nach Aussage der Schauspielerin versuchte Bild danach ein Interview von ihr zu
erpressen, mit der Drohung, sonst ihre türkischen Eltern zu belästigen. Und so
geschah's: Die Schauspielerin weigerte sich, mit ihren Häschern zu sprechen, die
Häscher holten den Vater ans Telefon, und der schockierte Immigrant verstieß
seine Tochter: ein kleines Damenopfer für die Pressefreiheit. Und Kai Diekmann
sah, dass es gut für die Auflage war.

Einträglicher und vergnüglicher als das Beschmieren einer einzelnen
Toilettenwand mit Zoten ist die millionenfache Reproduktion der beschmierten
Toilettenwand, und am lustigsten muss es sein, die publizierten Zoten mit
Moralschnörkeln zu verzieren. Als sich der Freispruch des Fernsehmoderators
Türck abzeichnete, heuchelte Bild Entrüstung über "eine Justiz, die diesen
Prozeß zuließ und vier Wochen lang ein schmutziges Gerichtsspektakel
inszenierte", während Bild die Inszenierung zuvor als noch viel schmutzigeres
Zeitungsspektakel übernommen hatte, um ein sehr großes Geschäft damit zu
verrichten. Über Katharina B. schrieb Bild, sie habe "wenigstens verdient, daß
man nicht noch mal in den Wunden ihrer Seele bohrt". Doch schon tags darauf
konnte Bild frohlockend von einem anderen Tatort berichten: "Der Sexprozeß gegen
TV-Star Willi Thomczyk (51, ,Die Camper') - von Tag zu Tag wird's schmutziger …"

Am schmutzigsten geworden war es, bis auf Weiteres, im April 2005, als der
Papst, man staune, eine Bild-Delegation im Vatikan empfangen und ihr Anführer,
der täglich zahllose "Bumskontakte" vermittelt, dem Heiligen Vater ein Exemplar
der "Volksbibel" von Bild überreicht und scheinheilig erklärt hatte: "Mit über
zwölf Millionen Lesern täglich ist uns auch die Verbreitung der christlichen
Glaubensbotschaft ein ernstes Anliegen." Ein denkwürdiges Ereignis: Der
Stellvertreter Gottes auf Erden hat dem Herausgeber und Chefredakteur der
Bild-Zeitung eine Audienz gewährt - einer Kreatur, in deren täglicher
Telefonsex-Kontaktbörse unersättliche Lustluder, dicke Girls, total versaute
Strohwitwen und naturgeile Nymphen tabulosen Männern extrem perversen Spontansex
im Auto versprechen, nebst einer strengen Erziehung, die aber wohl nur in den
allerperversesten Ausnahmefällen die stimulierende Belehrung der Kunden über die
im Katechismus der katholischen Kirche festgeschriebenen Anstandsregeln
einschließen dürfte.

Nach der Eroberung Roms in einem Feldzug, dessen durchtriebene Planung und
souveräne Ausführung selbst die grimmigsten Gegner der Pressemafia als echte,
vormals unerreichte Spitzenleistungen des Medienkriegshauptquartiers der
Doppelmoralisten würdigen müssen, hat Kai Diekmann die christliche
Glaubensbotschaft, die ihm ein ernstes Anliegen ist, dahingehend verbreitet,
dass er zwölf Millionen Bewohnern des christlichen Abendlandes beide Backen
eines mutmaßlichen Kindermörders hinhielt und den Mann als "fette Bestie"
titulierte, bis sich mutmaßlich noch in der Brust des letzten gottvollen
Christen, der sonst keiner Fliege etwas zu Leide tun mochte, die Mordlust regte.
Diese wiederum hat Kai Diekmann in seiner interessanten Zeitung mit einem Foto
gehenkter "Kinderschänder" befriedigt, denen im Iran der Prozess gemacht worden
war. Es könnte sich zwar auch so verhalten, dass über die Gehenkten allein
deshalb das Todesurteil verhängt worden war, weil sie im Iran, wo natürliche
Regungen mit der Todesstrafe bewehrt sind, als Homosexuelle auf die Welt
gekommen waren. Man weiß es nicht.

Man kann sich vielleicht, auch mit einer geringen Begabung zur Fantasie, in
groben Zügen ausmalen, wie iranische Sittenrichter mit Schwulen verfahren. Aber
nur ein Genie der Niedertracht und der Gewissenlosigkeit konnte auf den Gedanken
verfallen, den Schnappschuss am Galgen baumelnder Todesopfer einer bestialischen
Sexualjustiz herzunehmen und damit in einem von zwölf Millionen blutrünstigen
Lesern umlagerten unstillen Örtchen sensationelle Wirkungen zu erzielen. Und
danach zur Front der "brutalen Scheidungsschlacht" des nächstbesten
Schlagerstars aufzubrechen, der bereit war, sich als Interviewpartner zu
prostituieren, damit Kai Diekmann ihn wieder einmal überm Knick auf der ersten
Seite mit nacktem Oberkörper und einer Schlagzeile unterbrachte: "UDO JÜRGENS -
Frau weg!" Denn so wäscht hier eine Hand die andere mit "Preßjauche" (Karl
Kraus).

Wo ist es hin, das stolze Bildungsbürgertum, das sich die Hand lieber abgehackt
hätte, als sie einer Journaille zu reichen, die aus einem "6-Meter-Sturz beim
Pinkeln" eine Schlagzeile fabriziert und über den Tod einer lebendig verbrannten
spanischen Obdachlosen witzelt, hier sei eine "Oma" versehentlich "gegrillt"
worden? Und einer Anzeigenredaktion, die die christliche Glaubensbotschaft
verbreitet, dass "perverse Hobbyschlampen" eine "Abspritzgarantie" zu bieten
hätten? Wie ist es möglich, dass ein christlicher Ministerpräsident auf die
verwegene Idee verfällt, sich in einem solchen Schweinestall den Wählern
vorzustellen? Nichts gegen Orgien, solange kein Bild-Reporter sie durch eine
Reportage darüber entweiht. Aber allein zur Strafe für die mittlerweile
zigmillionenfache Drucklegung der wahrlich säuischen, dem Eros ins Antlitz
gespuckten Vokabel "Abspritzgarantie" sollte ein Kulturvolk den Sittenverderber
Kai Diekmann und alle seine Bauchredner ächten.

Wer sich dagegen sträubt, in einem seriösen Forum über die Minderwertigkeit
eines Skandalblatts aufgeklärt zu werden, die ja von zivilisierten Menschen nie
bestritten worden ist, der sollte es doch auch als Zumutung empfinden, von
Politikern regiert zu werden, die vor der Majestät dieser Unmoraltrompete
niederknien, indem sie ihr Interviews geben und Kolumnen in ihr veröffentlichen,
zwischen den Wäscheleinen, an denen Kai Diekmann die Slips und die Bettlaken
lüftet, zur Belustigung eines Pöbels, der mit Bettgeschichten aus dem höheren
und niederen Adel der Fernsehprominenten unterhalten zu werden wünscht. Ginge es
mit rechten Dingen zu, könnte Kai Diekmann seine unbestreitbare Eignung zum
Sexualdenunzianten allenfalls als Klatschmaul in Hamburger Hafenkneipen unter
Beweis stellen, und er wäre weder Chefredakteur noch Herausgeber einer
sittenverwildernden Millionenzeitung, die sich damit brüstet, konservativ zu
sein, sondern nur ein armseliger Knilch, der sich etwas darauf einbilden dürfte,
über die Vorgänge unter Udo Jürgens' Bettdecke Bescheid zu wissen.

In seiner gegenwärtigen Inkarnation ist Kai Diekmann jedoch einerseits der
Anzeigenzuhälter für eine "Ordinäre Olle mit dicken Dingern" und eine "Versaute
Türkin, zu allem bereit", aber andererseits auch einer, dessen Korrespondenten
Zugang zum Bundeskanzleramt haben, nach Washington und Moskau mitfliegen und
beim Bundespresseball eine flotte Sohle aufs Parkett legen.

Wenn Antje Vollmers Zivilgesellschaft ihre höchsten Feiertage begeht, bleibt ein
Herausgeber, der die Schlagzeile "Beziehungskrach wegen Bettwäsche"
herausgegeben und aus professioneller Neugier mit Vorliebe als ungebetener Gast
in anderer Leute Schlafzimmer sein grauses Haupt erhoben, die Laken zerwühlt und
jeden ruchbar gewordenen Seitensprung eines Bezirksligaprominenten
weitergetratscht hat, leider nicht draußen, obwohl er doch verrufen sein müsste,
als Sexualspion, der von Menschen, die auf Sitte und Anstand bedacht sind, nicht
einmal mit der Kneifzange angefasst würde, und er sollte sich am Feierabend, in
der stillen Hoffnung, nicht erkannt zu werden, mit hochgeschlagenem Mantelkragen
und eingezogenem Schweif aus dem Schlüsselloch einer Wellness-Kosmetikerin in
einen noch dunkleren Unterschlupf schleichen und sich freuen, wenn er unterwegs
nicht geohrfeigt und auf Schritt und Tritt von erniedrigten und beleidigten
Bürgern zum Duell herausgefordert wird.

Aber nein, so ist es nicht. Kai Diekmann, ein Subjekt, das aus den Schamhaaren
von Göttergatten Korrespondentenberichte entgegennimmt, ist ein geschätzter und
gefragter Mann, der sich und aller Welt seine Adresse im Rinnstein ("Schumi
exklusiv - Ich bin immer noch geil auf Siege!") als "Boulevard" schöngeredet
hat. Patricia Riekel, die Chefin des unsäglichen Käseblatts Bunte, hat ihrem
Kompagnon Diekmann beigepflichtet: Die Berichterstattung über die Seitensprünge
von Prinzen, Prinzessinnen und Schlagerwürstchen sei nun einmal
"People-Journalismus". Wieder andere sagen "Pop" dazu und erbauen sich an ihrer
zynischen Unterscheidungskunst. Es ist aber weder Boulevard noch Pop und schon
gar keine ehrwürdige "Barrikade der Straße" (Kai Diekmann), sondern die
Regierungserklärung einer Klosettmoral, wenn Bild die vor Gericht vergossenen
Tränen eines angeblichen Vergewaltigungsopfers oder der Gattin eines
Botschafters, die eine Fehlgeburt erlitten hat, auf Seite 1 ediert und sich
daran hochzieht.

Bild ist nicht Pop, sondern Gosse. Bild ist das Sexualorgan, das Millionen
impotente kleine Männer von der Straße als ihr eigenes empfinden, und sei es nur
zur Befriedigung des Durstes nach Rache an den Reichen und Schönen, die sich
durch Reichtum und Schönheit an den sittlichen Idealen eines immer noch
kaufkräftigen Mobs versündigt haben. Wie bitte? Ein TV-Moderator hat sich
sexuell befriedigen lassen? Auf einer Mainbrücke? In Bild muss er schlimmer
dafür bluten als vor Gericht.

Die letzte Seite ist in Bild für Neuigkeiten aus der High Society reserviert.
Unter der Überschrift "Lustgreis auf Luder-Pirsch" berichtete Bild dort am 5.
September 2005: "Das komplette Igitti-bäh-Kontrastprogramm: Der Auftritt von
Tinto Brass (72, ,Caligula'), Altmeister des italienischen Softpornos, bei den
altehrwürdigen Filmfestspielen in Venedig. Lustgreisenhaft lupfte er das Kleid
der russischen Schauspielerin Anna Jimskaia (25). Fummelte ihr grinsend am
drallen Allerwertesten. Beäugte sie intensivst von vorne (ohne verhüllendes
Stöffchen). Peinlich, peinlich!" Bebildert worden war der Kurzbericht mit einem
Schnappschuss des Vorgangs und ergänzt durch die Bildunterschrift: "Hoch das
Röckchen! Tinto Brass begrabbelt Darstellerin Anna Jimskaia von hinten."

In solchen Formulierungen offenbart ein geistiger und moralischer Kretinismus
seine Zwergengestalt, die jetzt publizistisch einen Kontinent beherrscht. Das
ist der elende Jargon, in dem Bild auch gerne Frauenbrüste als "Hupen" oder
"Schaumglocken" anspricht. In dieser Disziplin ist Bild, wie Kai Diekmann
einräumt, "journalistischer Schrittmacher und Marktführer", und hier hat Bild
zweifellos "die Meinungs- und Nachrichtenführerschaft" inne, nämlich in der
Dosenbierpfütze, die uns die Bundeswehrsoldateska am Wochenende im Zugabteil zu
hinterlassen pflegt. In dieser zum Himmel stinkenden Pfütze ist Kai Diekmann
Kapitän, Mathias Döpfner Großadmiral und Friede Springer Bademeisterin
ehrenhalber. Hier dürfen sie einmal werktäglich Menschen kielholen, Genitalien
mit Spuckebatzen aus Druckerschwärze bespeien und die Schlagzeilenpeitsche über
Unterhosen schwingen. Im Miasma dieser Waschküchenlauge, die ihr natürliches
Biotop ist, dürfen Kai Diekmann, seine Untergebenen und seine Vorgesetzten sich
an dem ozeanischen Gefühl der Macht über den Leumund jedes Menschen ergötzen,
der sich einbildet, ein Privatleben führen zu dürfen. Den notgeilen
Heimschläfern, die seine Zeitung lesen, hat Kai Diekmann selbst die vor Gericht
vergossenen Tränen eines angeblichen Vergewaltigungsopfers auf der Titelseite
dekantiert, eingeschenkt und serviert, mit den allerbesten Empfehlungen, die das
Haus Springer in Gestalt eines Fotos und einer Riesenschlagzeile auf Seite 1 in
Bild zu vergeben gehabt hat: "Katharina (29) weinte gestern vor Gericht - So hat
Türck mich vergewaltigt".

"Wer sein Privatleben privat lebt, bleibt privat", behauptete Kai Diekmann in
einem Interview mit der FAZ, nachdem er das angebliche Vergewaltigungsopfer
Katharina B. gossentechnisch abgefrühstückt und ausgesaugt und aus der "Sex-Akte
Türck" den letzten auflagesteigernden Samentropfen herausgelutscht hatte. Und da
soll es noch Menschen geben, die Kai Diekmann die Hand reichen und seiner
Zeitung ein Interview gewähren?

Aber hallo. Zwischen den XXL-Brüsten einer rasierten Transe und den Tränen eines
angeblichen Vergewaltigungsopfers äußern sich Schauspielerinnen in Bild
bereitwillig darüber, ob bei ihrer Scheidung der Altersunterschied eine Rolle
gespielt habe, ob es einen anderen Mann in ihrem Leben gebe und ob ihre Brüste
"echt" seien. Hier legt ganz Deutschland die Beichte ab: Mario Adorf über seine
Seitensprünge, der Fernsehfritze Carlo von Tiedemann über seine
Schönheitsoperation ("Diese Alterstitten quälten mein Ego"), der
Altbundespräsident Richard von Weizsäcker über die Notwendigkeit einer stabilen
Regierungskoalition, Horst Tappert über die Wassereinlagerungen in seinen Füßen
und Jörg Immendorff über die Einfälle, die er in der Badewanne hat.

Hier stehen sie, statt indigniert den Hörer aufzulegen oder den Blutsaugern die
Tür vor der Nase zuzupfeffern, Rede und Antwort: Strafverteidiger, Kardinäle,
Minister, Bankiers, Künstler, Unternehmer, Kanzler und Bischöfe. Hier inserieren
Supermarktketten, Autohersteller, Kaffeehändler, Arzneimittelproduzenten,
Unternehmerverbände, Gewerkschaften und Bundestagsparteien.

Dass zwölf Millionen Schwachköpfe wissen möchten, wer nun wem "am drallen
Allerwertesten" gefummelt habe, und dass es ein ehrloses Klatschblatt gibt, das
solchen Wissensdurst stillt und die Ehekräche primitiver Schlagerfuzzis
bekochlöffelt - damit könnte man leben. Aber dass eine Kulturnation bis hinauf
in die höchsten Spitzen der Regierung, der Wirtschaft und der Erbverwalter
Goethes mit diesem Zentralorgan der Unterhosenspionage paktiert, ist ein
Skandal. In Bild gurgelt der Gully obszön vor sich hin. Wer in dieses
Abflussrohr hinabsteigt, der hat seinen Geist aufgegeben. Wer Bild als Kolumnist
oder als Interviewpartner dient, der ist ethisch gerichtet und hat seinen
intellektuellen und moralischen Bankrott erklärt. Und wer, wie Gerhard Schröder
es getan hat, einen ausländischen Staatsgast zum gemeinsamen Bild-Interview
willkommen heißt, der sollte sich die Frage vorlegen, ob es nicht anständiger
gewesen wäre, den Gast in einem gut geführten Bordell zu begrüßen als in Kai
Diekmanns dreckiger Sexualnachrichtenkaschemme."


So, das war ne ganze Menge. Abschließend kann man sich ja noch mal auf dieses Niveau herunterlassen: Ich bin nur froh dass Diekmann irgendwie mal eine Penisvergößerung gemacht hat (erklärt natürlich einiges) und deshalb in regelmäßigen Abständen von der Titanic verarscht wird.

Was meint ihr?
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Beitrag von Spike_rocks » Mo 12 Dez, 2005 11:20 am

Naja, also ich denke, zum Niveau der Bild erübrigt sich wohl sowieso jede weitere Äusserung... Meinungsmache, Lügen, etc. das wissen wir ja nicht erst seit Bildblog :cheesy: Aber Du hast recht, es ist wirklich erschreckend, dass sie es immer wieder schaffen, das noch zu unter, bzw. überbieten, kaum zu fassen. Und die Geisel-Schlagzeile geht echt gar nicht... da bin ich richtig froh, dass ich von deren Geschreibsel in den wenigsten Fällen was mitbekomme. :angry:

Auch dass da niemand einschreitet, scheint schier unglaublich, aber überraschen tut's mich auch nicht - das Axel Springer Imperium reisst eben nach und nach die Weltherrschaft an sich. :ugly: Bleibt abzuwarten, was aus der geplanten Übernahme von Pro7/Sat 1 wird, ich hoffe doch stark nichts, sonst werden wir am Ende noch mit Bild TV auf allen Kanälen beglückt. :shudder:. Und dass sich die "Großen" damit arrangieren, zusammenarbeiten, dort inserieren, etc. kein Wunder, wie viele Leute lesen schliesslich die Bild in Deutschland? Bessere Werbung kann man nicht haben... traurig, wohl wahr.

Am traurigsten ist, dass sie nichtmal jemand dazu zwingt, es ist mit dem Lesen eben wie mit dem Fernsehen: es macht die Schlauen schlauer und die Dummen dümmer.

Die Sache mit dem Leserbrief finde ich trotzdem super Bailey, zeig den Männern mit den kleinen Penissen, dass es noch Menschen mit mehr als einer Gehirnzelle gibt! (Ich weiss, das war niveaulos, ich passe mich nur an :biggrinangel: )
Aber ernsthaft, ich find's super. :thumbsup:

Wie ist das eigentlich, sind die dann auch in der Bild zu lesen oder gehen die nur stillschweigend an die Redaktion?


/edit:

Muhaha, da war ich doch grad auf Bild.de und wollte nach Leserbriefen stöbern... wenn man sucht, findet man auch den Hinweis, dass man welche schreiben kann - lesen kann man sie jedoch nirgendwo. Argh... :hammer:
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Beitrag von Id » Mo 12 Dez, 2005 1:19 pm

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Beitrag von TriloByte » Mo 12 Dez, 2005 1:25 pm

Ich war über die Bild Schlagzeile letztens genau so empört wie du, habe aber über die Tage nicht mehr daran gedacht. Ich habe es mir erlaubt deine Thread Idee zu kopieren und hier: http://forum.ingame.de/broodwar/showthr ... did=101747
einem etwas breiteren Publikum zur Diskussion zu stellen. Ihr könnt ja mal mitverfolgen was sich daraus ergibt.
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Beitrag von Spike_rocks » Mo 12 Dez, 2005 2:17 pm

Kann ich hier ungestraft quoten oder wird mir dann ein Schlägertrupp auf den Hals gehetzt?! :-D
aMrio hat geschrieben:wer über diejenigen schimpft die sich an die nachfrage anpassen hat erstens keine marktwirtschaftlichen grundlagen und zweitens unsere gesellschaft nie jemals angeschaut und lebt in seiner kleinen eigenen welt.
Das mit der Nachfrage seh ich schon genauso, wie oben angedeutet. Aber das gibt einem jawohl keinen Freifahrtschein, jegliche moralischen Grenzen hinter sich zu lassen. Wem bewusst ist, wie kaputt die Gesellschaft ist, der muss das doch nicht auch noch fördern und anheizen. Wer so ein mächtiges Medium vertreibt hat auch eine gewisse Verantwortung. Übertreibungen gibt es ja bei den meisten Berichterstattungen, ist ja auch spannender dann :cheesy: und obwohl natürlich der Bereich des guten Geschmacks sehr weitreichend und für jeden individuell ist, ist er bei solchen Schlagzeilen doch eindeutig überschritten.
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Beitrag von Red » Mo 12 Dez, 2005 9:51 pm

hey bailey,

habe mir auch erlaubt deinen beitrag in ein anderes mehr besuchtes forum zu quoten. weil ich denke das dies sehr wichtig ist, daß es mehr leute lesen.

stimme dir da voll und ganz zu. bild ist eben einfach unterstes niveau
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Beitrag von Bailey » Di 13 Dez, 2005 7:17 pm

Schön, dass ihr das auch so seht. Ich mach mir da natürlich keine Illusionen. Meinen leserbreif hat sicher nur irgendein armes würtchen gelesen und sofort entsorgt, oder das würstchen hat andere redakteure geholt und die haben dann wahrscheinlich alle gelacht, was für ein naiver idiot ich bin.

Aber wenn ihr den Artikel alle so fleißig in andere foren stellt, dann nützt es vielleicht in dem punkt was, dass einige die Bild nicht mehr kaufen, nicht mal dann, wenn sie im urlaub sind.
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Beitrag von TriloByte » Di 13 Dez, 2005 8:08 pm

naja so wie sich die diskussion da entwickelt möchte ich das bezweifeln ;) .
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Beitrag von Spike_rocks » Mi 14 Dez, 2005 8:35 am

Ja, irgendwie ist die Diskussion dort im Laufe des Threads in eine ganz falsche Richtung gelaufen, da war Dein letztes Posting eine richtige Erleichterung, Trilo. :-)

Dass dadurch mehr Leute die Bild nicht mehr kaufen bezweifle ich leider auch. Nichtbildleser wussten schon vorher, wieso sie das Blatt meiden und die anderen wird das kaum groß scheren. Da überwiegt dann wohl doch die Sensationsgier, der "Unterhaltungsfaktor" und / oder allgemeine Gleichgültigkeit. :cheesy:


@Red: Servus! :knuddel: In welches Forum hast Du den Artikel gestellt? Link? :cutie: :-D
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